Pressebericht Magazin Wirtschaft Ausgabe 6/2014

Das Beste behalten

Blechtechnik Mauser in Ditzingen hat sich Freiräume auf dem schwierigen Markt für Maschinenkomponenten erkämpft

Das Herz dieses Unternehmens ist eine Küche, Mittäglich sitzt hier die Geschäftsleitung am Esstisch und bespricht die Lage - Seniorchefin Thea Mauser kocht dazu Hähnchen mit Reis oder Linsen und Spätzle. "Das ist unser Küchenkabinett" frotzelt Werner Bareiß, neben Geschäftsführer Georg Mauser und Technikchef Oliver Secker der kaufmännische Leiter der Mauser & Co. GmbH in Ditzingen.

So familiär die Stimmung, so dynamisch ist die Entwicklung des Familienunternehmens seit 2009. Der Jahresumsatz stieg seither von sieben auf neun Millionen Euro und die Mitarbeiterzahl hat sich auf 54 glatt verdoppelt. "Entlassen wurde bei uns auch in der Wirtschaftskrise 2008/2009 niemand", sagt Bareiß. "Unsere Eigenümer haben sogar das freiwillig vergütete Weihnachtsgeld gezahlt, um Einsatz und Treue der Mitarbeiter zum Unternehmen zu honorieren." So soll es weitergehen: Für 2020 peilt die Geschäftsleitung die Marke von 17 Millionen Euro Umsatz an. Was ist los mit dem Blechtechnik-Spezialisten, der vor 89 Jahren als Hufschmiede in Stuttgart-Weilimdorf gegründet wurde und bis vor wenigen Jahren in einer Art Symbiose mit dem viel größeren Nachbarn, dem Lasermaschinenspezialislen Trumpf, gelebt hat?

"Es ist uns gelungen, unser Leistungsspektrum auf ein breiteres Kundenponfolio auszurichten", nennt Bareiß einen der wichtigsten Gründe für den neuen Schwung im Unternehmen. Traditionell stellt Mauser Auflagetische und andere Komponenten aus Blech für die Werkzeugmaschinen der Trumpf-Gruppe her. Obwohl der große Nachbar immer noch für rund 60 Prozent des Geschäfts bei Mauser sorgt, ist der Anteil anderer Kunden aus dem Werkzeugmaschinenbau stark gewachsen.

Auf Lager wird hier nichts produziert

"Die Komponentenfertigung ist Präzisionsarbeit", unterstreicht der technische Leiter Oliver Secker. Auflagentische und andere Komponenten wie etwa Teile der Werkzeugverkleidung werden nach einem komplexen Ablauf gebogen, gestanzt, geschnitten, geschweißt und montiert. Bei Mauser verwendet man die modernsren Maschinen: Unter anderem stehen eine Stanz- und Laser-Kombimaschine sowie eine Laserschweiß- und Schneidmaschine in der Halle, beide im Wert von hunderttausenden Euro. Zurzeit wird ein neuer Schweißroboter installiert.

"Bei uns ist alles reine Auftragsfertigung", sagt Secker. Insgesamt hat Mauser rund 1000 verkaufsfähige Produkte im Angebot. Da muss man schnell und flexibel reagieren können, und deshalb hat das Familienunternehmen die Fertigung nach dem Lean-Management-Prinzip organisiert. Es werden sehr kleine Losgrößen hergestellt, alle Produktionsschritte greifen nahtlos ineinander. Die Werkstücke wandern auf Rollwagen zu mehreren von einer Station zur anderen - und schließlich auf den Lkw, der sie zum Kunden bringt. Die Mitarbeiter müssen jeden einzelnen Arbeitsschtitt kennen und im Wechsel selbst ausführen.

"Wir übernehmen Verantwortung für unsere Mitarbeiter und erwarten, dass sie selbst auch Verantwortung übernehmen", erklärt Bareiß. Insgesamt habe man sich kein Lean-Management-System von der Stange überstülpen lassen. "Wir haben alles geprüft und aus allen Systemen das Beste behalten."

Der Materialdurchlauf bei Mauser ist beachtlich. Pro Monat werden rund 60 Tonnen Aluminium-, Stahl-und Edelstahlblech verarbeitet, auf 96 Hochregallagerplätzen können bis zu 200 Tonnen Material vorgehalten werden. In naher Zukunft will das Unternehmen die Fenigungstiefe erhöhen. So hat sich Mauser an einem mittelständischen Dreh- und Fräsbetrieb beteiligt, der wohl gegen Jahresende in Ditzingen einziehen wird. Dort ist laut Oliver Secker genug Platz für weiteres Wachstum. "Unser Standort ist für 90 Mitarbeiter ausgelegt."

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Quelle: Magazin Wirtschaft, Ausgabe 06.2014, Redaktion Walter Beck, Serie "Made in Schwaben"